Mein Rollstuhl Rox

Mein Rollstuhl Rox

Wer ist eigentlich Rox?

Rox ist mein Rollstuhl. Einer meiner Rollstühle.

Reiko habe ich euch bereits in einem meiner ersten Artikel vorgestellt. Heute geht´s um Rox, meinen Zweit-Rollstuhl. Seit der Aufrüstung mit dem lang ersehnten, elektrischen Zusatzantrieb nenne ich ihn ganz innovativ und fantasievoll Turbo-Rox. Bevor ihr jetzt in Begeisterungsstürme verfallt, würde ich euch bitten, diese für euch zu behalten. Ich fürchte nämlich, dass ich mich sonst vor Beglückwünschungen zu diesem höchst kreativen und künstlerischen Namen nicht mehr retten kann.

Bevor er zu Turbo-Rox wurde, war er einfach nur Rox. Diesen Einfach-nur-Rox mochte ich nicht so gerne, die getunte Version seiner selbst ist mir hingegen in kürzester Zeit ans Herz gewachsen.

Daten und Fakten

Rox ist ein faltbarer Aktiv-Rollstuhl der Firma Sopur. Man kann auch Adaptiv-Rollstuhl sagen, das ist das gleiche. Nachdem das Sanitätshaus eine ganze Reihe von Vermessungen an mir durchgeführt hatte, wurde er mit genau den richtigen Maßen und Einstellmöglichkeiten extra für mich gefertigt.

Er hat eine Sitzbreite von 42 cm, eine Sitztiefe von 42 cm und eine Sitzhöhe von 48 cm.

Pimp my Rollstuhl

Elektrischer Zusatzantrieb

Mit dem Aktiv-Rollstuhl alleine, auch wenn er genau auf meinen Körper und meine Bedürfnisse angepasst ist, käme ich allerdings nicht weit. Damit ich mich auch außerhalb der Wohnung einigermaßen selbstständig fortbewegen kann, ohne meinen Körper in Richtung einer kontraproduktiven Überlastung zu steuern, brauchen Rox und ich Hilfe.

Diese Hilfe haben wir nach „nur“ anderthalb Jahren Wartezeit vor wenigen Wochen in Form eines elektrischen Zusatzantriebes bekommen.

Rollstuhl Antrieb in den Rädern
Der Antrieb selbst sitzt in den Rädern.
Akku unter´m Rollstuhl
Der Akku ist platzsparend unter´m Rolli angebracht.
Joystick-Steuerung am Rollstuhl
Die Joysticksteuerung ist auf der rechten Seite am Rollstuhl-Rahmen befestigt.
Kippstützen hinten am Rollstuhl
Darüber hinaus sind nur noch die beiden Kippstützen hinten hinzu gekommen. Die verhindern, dass ich bei zu abruptem Losfahren oder beim Überwinden von Hindernissen oder Steigungen nach hinten umkippen kann.

Rox braucht ein paar Extras

mein Rollstuhl Rox

Da ich kein großer Freund von langweiligem Standard bin, sondern eher von Besonderheiten, musste ich Rox natürlich ein bisschen individualisieren.

Greifreifen-Überzüge

Deshalb hat er zum Beispiel rote Greifreifenüberzüge bekommen. Diese haben nicht nur den Effekt, dass sie viele Blicke auf sich ziehen. Wenn ich mich nämlich mal mit eigener Kraft fortbewege, bieten die Überzüge mir drei Vorteile:

  1. Da man die Greifreifen beim manuellen Fahren ständig angreift (logisch! sonst kommt man ja nicht voran), fühlen sich meine Hände bei etwas kälteren Temperaturen sehr schnell wie erfroren an. Die Überzüge aus Silikon fungieren an dieser Stelle als angenehme, isolierende Trennschicht zwischen den kalten Edelstahl-Greifreifen und meinen über alle Maßen kälteempfindlichen Fingern.
  2. Durch die Gummi-Textur habe ich einen besseren Grip. Nicht alle Rollstuhlfahrer und Rollstuhlfahrerinnen mögen das. Einige, die keine Probleme mit dem Greifen haben, haben lieber die glatten Reifen, weil diese besser durch die Hände gleiten. Für mich ist der Grip allerdings genau richtig.
  3. Da die Überzüge einfach über die vorhandenen Metall-Greifreifen drüber gestülpt werden, sind sie nun ein ganzes Stück dicker als ohne. Auch das erleichtert mir das Greifen enorm.

Getränkehalter

Wie ihr auf den Fotos oben sehen könnt, habe ich auf der linken Seite am Rollstuhl-Rahmen noch einen Getränkehalter montiert. Wobei montiert eigentlich schon übertrieben ist. Er ist einfach festgeklettet. An der Außenseite des (eigentlich für Fahrräder konzipierten) Flaschenhalters, befinden sich 4 Klettbänder, mit denen man ihn ganz einfach am Rahmen befestigen und bei Bedarf jederzeit wieder lösen kann. Und natürlich erneut befestigen, erneut lösen, usw.

Ich finde es super, dass ich meine Trinkflasche damit immer griffbereit habe. Außerdem lassen sich im Außennetz zusätzlich noch ein paar Kleinigkeiten mitnehmen. Bei mir steckt da z.B. immer meine Lippencreme und meine Nasensalbe drin, die ich ständig benutze. Das Handy passt übrigens auch rein.

Für mich hat sich diese Investition von weniger als 15 Euro definitiv gelohnt.

Reflektoren

Ein bisschen hinter den roten Greifreifen versteckt, seht ihr noch einen Ring aus roten Reflektoren. Auch diese waren nicht von Anfang an an den Rädern. Ich wollte gerne zusätzliche Reflektoren, die farblich zu meinem Rollstuhl passen. Da sie einfach aufgeklebt sind, lassen sie sich auch leicht wieder entfernen.

Bügelperlen-Herz

Bügelperlen-Herz

Dieses Detail sollte eigentlich selbsterklärend sein. Wenn ich seine Funktion beschreiben soll, dann lautet die Beschreibung: Deko. Da es ein Geschenk war, über das ich mich sehr gefreut habe, und es seitdem ein Teil von Rox ist, möchte ich es an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen.

Sitzkissen

Den Sitzkissen-Bezug, den ihr auf den Fotos seht, habe ich selbst genäht. Wie, könnt ihr in meinem Artikel „Ein neuer Sitzkissenbezug für meinen Rollstuhl“ lesen.

Reiko oder Rox?

Ein elektrischer Rollstuhl bietet viele Vorteile

Eine Hand frei

Auch wenn der folgende Punkt für euch vielleicht banal klingt, für mich persönlich gehört er dennoch ganz oben auf meine Vorteils-Liste. Im Gegensatz zu einem manuellen Rollstuhl habe ich beim E-Rolli immer eine Hand frei.

Als Fußgänger macht man sich über folgende Problematik oft gar keine Gedanken. Wenn man irgendetwas von A nach B transportieren will (und seien es nur ein paar Meter), nimmt man es einfach in die Hand oder auf den Arm und trägt es zu seinem Bestimmungsort. Mit einem manuellen Rollstuhl geht das nicht so ohne Weiteres. Man hat nämlich einfach keine Hand frei, weil man in der Regel beide Hände an den Rädern hat. Manche Dinge kann ich auf dem Schoß transportieren. Mit einer Tasse Kaffee wird das aber zum Beispiel schon schwierig.

Deshalb ein klarer Pluspunkt für den E-Rolli, den ich im Gegensatz zum Selbstfahrer-Modell mit nur einer Hand über den Joystick steuere. Und der mir somit den Vorteil verschafft, immer eine Hand frei zu haben. Zum Beispiel für ein leckeres Eis.


Bequemer für längere Ausflüge

Rox war von Anfang an so konzipiert, dass er für zeitlich ausgedehntere Ausflüge geeignet ist. Durch die etwas höhere Rückenlehne kann ich bequemer darin sitzen. Auch die Armlehnen empfinde ich persönlich als angenehmen Komfort. Für aktives Fahren per Muskelkraft wäre das beides nicht wirklich geeignet. Um aktiv ungehindert Gas geben und manövrieren zu können, würde sich eine möglichst niedrige Rückenlehne und viel Armfreiheit empfehlen.

Einsparen wichtiger Kräfte

Generell kann ich mit meinem akkubetriebenen Flitzer auf alle Fälle sehr viele wichtige Kräfte einsparen, die ich an anderen Stellen mehr als gut gebrauchen kann. Meine begrenzt verfügbare Energie muss ich so nicht mehr für´s triviale Vorankommen aufbrauchen. Ich lasse den Motor die Arbeit machen und kann mich selbst auf andere, schönere Dinge konzentrieren.

Berge und Steigungen

Mit Turbo-Rox habe ich nun auch endlich eine Lösung für den steilen Berg, an dem wir wohnen, gefunden. Es war schon nervig, dass wir das Haus nie ohne Auto verlassen konnten, nicht mal für eine kleine Spazierrunde.

Anfangs war ich noch skeptisch, ich wusste ja nicht ob diese unscheinbar wirkenden Rollstuhlräder mit ihren kleinen Motoren die mehr als 12 Prozent Steigung schaffen. Schaffen sie.

Runter schlittern wir an manchen, extrem steilen Stellen zwar etwas, aber Rox ist mittlerweile geübt darin, sodass er sich immer wieder selbst auffängt und stoppt. Auch hoch muss er ein bisschen kämpfen. Hätte er Lungen, würde er wahrscheinlich japsen wie ein Schwein beim Trampolinhüpfen.

Es wird sie mit Sicherheit geben, aber wir haben bisher noch keine einzige, unbezwingbare Steigung gefunden.

Verschiedenste Untergründe sind ein Kinderspiel

Turbo-Rox ist gerne draußen unterwegs, genau wie ich. Unterschiedliche Bodenbeschaffenheiten machen ihm überhaupt nichts aus. Egal ob Schotter, Wiesen, Kopfsteinpflaster, unebene Straßen, Waldwege. Er schüttelt mich bisweilen dabei zwar etwas durch, aber wenn ich ihn lasse, brettert er einfach unbeirrt weiter.

Trotz Regen gut fahrbar

Das Antreiben eines selbst zu fahrenden Rollstuhls bei Regen macht keinen Spaß. Egal ob mit oder ohne Handschuhe, man hat keinen richtigen Halt mit den Händen und rutscht immer wieder ab, weil alles nass ist.

Rox im Regen

Bei Rox verschwindet der Joystick einfach zusammen mit mir komplett unter einem Regencape. So kommen wir zwar nassen Fußes, aber immerhin „trockenen Handes“ trotzdem voran.

Welcher ist denn nun mein Lieblings-Rollstuhl?

Ich habe euch oben ja schon einige Punkte aufgelistet, anhand derer ihr ganz klar denken könntet: „Ist doch klar, Rox MUSS ihr Favorit sein!“

Allerdings gibt es auch Situationen, in denen ich Reiko unzweifelhaft bevorzuge:

Bürgersteigkanten und Kabelbrücken

Höhere Kanten zum Beispiel kann ich mit Reiko und Turbo-Reiko viel leichter überwinden. So kann ich bei nicht anständig abgesenkten Bordsteinkanten auch einfach mal einen normal hohen Bürgersteig mit Schwung „hochhüpfen“. Das kann mein kleines Elektromobilchen sehr viel schlechter.

Und kennt ihr diese meist gelb/schwarzen Kabelbrücken, die man als nicht in seiner Gehfähigkeit eingeschränkter Fußgänger einfach achtlos überlaufen/übersteigen kann? Achtet bei eurem nächsten Stadtfest-Besuch, Festival, Wochenmarkt, usw. mal darauf. Diese Dinger sind manuell auch super zu überspringen, mit den E-Rädern erfordert es schon etwas mehr Fingerspitzengefühl (im wahrsten Sinne des Wortes).

Menschenmengen

Wo wir schonmal bei Stadtfesten sind, fällt mir noch eine Situation ein, in der ich mich mit Reiko wohler fühle. Beim Durchqueren von größeren Menschenansammlungen bin ich immer sehr konzentriert und darauf bedacht, keinen Unfall zu verursachen. Ich will schließlich niemandem aus Versehen in die Kniekehlen oder über die Füße rollen.

Ich kann nicht ausschließen, dass es an dem zeitlichen Vorsprung und der Übung liegt, aber mit den Händen an den Reifen fühle ich mich beim Slalom-Rollern durch die unberechenbaren Menschen-Massen sicherer als mit der Hand am Joystick.

Manchmal ist die Größe eben doch wichtig

Ganz einfache Erklärung zum Stichwort Größe: Reiko ist kleiner, was im Alltag einfach oft besser ist. Obwohl die beiden sich in der eigentlichen Sitzbreite nur um 2 Zentimeter unterscheiden, sind es durch die etwas größeren Antriebsräder in der Gesamtbreite dann doch 8 Zentimeter.

Und eben diese 8 Zentimeter machen den Unterschied. Für den Mini-Aufzug, mit dem ich die Praxis meiner Ergotherapeutin erreiche, hat Rox nämlich ein paar Zentimeter zu viel auf den Hüften. Reiko hingegen mit seiner schmalen Taille von 59 Zentimetern passt gerade so rein.

Vor meiner eigenen Praxiserfahrung hätte ich mir nicht vorstellen können, wie oft die Durchfahrbreite im normalen städtischen, ländlichen, häuslichen Umfeld eine Rolle spielt. Keine Ahnung wie oft ich den Satz: „Passt du da durch?“ mittlerweile gehört habe.

Außerdem lässt sich Rox aufgrund des zwischen den Rädern montierten Akkus nicht mehr so weit zusammenklappen wie vorher, weswegen er natürlich auch im Auto dann mehr Platz einnimmt.

Gewicht

Weniger Gewicht –> leichter zu heben. Was zum Beispiel beim Verladen ins Auto oder beim Trepp hoch, Trepp runter Schleppen nicht zu vernachlässigen ist.

Akkukapazität/Reichweite

Auch dieser Punkt ist leicht erklärt und schnell abgehandelt. Die Akkus von Turbo-Reiko halten schlicht und ergreifend viel länger als die seines Bruders. Selbstredend, dass eine größere Reichweite beim alltäglichen Benutzen von Vorteil ist.

The winner is…

Momentan muss Reiko sich noch keine Sorgen machen, dass Rox ihm den Rang des Lieblings-Rollstuhls streitig macht. Er hat auch immer noch den Er-war-nunmal-der-Erste – Bonus.

Beide haben ihre Daseinsberechtigung und beide möchte ich mir aus meinem Leben nicht mehr wegdenken (außer natürlich ich erfahre morgen eine Wunderheilung). Deshalb hoffe ich, dass sie sich nicht in Konkurrenz zueinander sehen. Denn alle 3 zusammen sind wir ein gutes Team.

One thought on “Mein Rollstuhl Rox

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