Ein neuer Sitzkissenbezug für meinen Rollstuhl

Sitzkissenbezug nähen

Schlechte Gerüche in eurem Rollstuhl-Sitzkissen?

Das Sitzkissen eures Rollstuhls stinkt?!

Der ein oder andere Rollstuhlnutzer – egal ob Vollzeit- oder Teilzeitnutzer – wird das Problem kennen: Der Rollstuhl riecht unangenehm. Genauer gesagt das Sitzkissen bzw. der Sitzkissenbezug. Das Ausmaß der schlechten Geruchsbildung hängt natürlich zum Großteil von der Zeit ab, die ihr auf eurem Sitzkissen verbringt. Ebenso aber auch vom Material und von der Ausführung des Kissens selbst.

Echte Tipps, die gegen die Ausdünstungen eures Sitzkissens helfen, kann ich euch leider nicht geben. Außer wenig innovative Empfehlungen wie mehrere Kissen zum Wechseln zu haben, sie immer mal wieder auslüften zu lassen und von Zeit zu Zeit das Sitzkissen komplett auszutauschen, fallen mir auch nicht ein. Zwar gibt der Hersteller meines Rollstuhlsitzkissens an, den Bezug bei 60° waschen zu können, allzu oft möchte ich dem Reißverschluss und dem Klettband das aber auch nicht antun.

Den einen stört´s, den anderen nicht

Vom leichten Müffeln bis zum Ohnmachtsanfälle provozierenden Mief ist alles möglich. Die Geruchsnuancen sowie deren Wahrnehmung sind wohl so individuell wie die Menschen, die sie produzieren und die, die sie zur Kenntnis nehmen.

Mit Sicherheit ist an dieser Stelle auch die persönliche Empfindlichkeit ein Punkt, der eine gewisse Rolle spielt. Mich persönlich stört es zum Beispiel extrem. Aber was kann man dagegen tun? Man kann nicht ständig das komplette Sitzkissen austauschen.

Das ganze Kissen nicht. Aber vielleicht ja den Bezug?

Für mich hat das Problem ein klein wenig an Intensität verloren, seit ich auf die Idee gekommen bin, mir einen bzw. mehrere Bezüge für meine Sitzkissen zu nähen. Die kann ich öfter wechseln und waschen.

Ich bin kein Nähprofi. Ich besitze eine Nähmaschine, die maximal ein oder zwei mal im Jahr zum Einsatz kommt. Was bei meinen Nähprojekten am Ende rauskommt, kann man sich von außen vielleicht ganz gut anschauen, die Nähte sollte man allerdings nicht allzu genau unter die Lupe nehmen. Da würde jeder ernsthafte Hobby-Schneider die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Aber für das, was ich heute vorhabe, wird es reichen.

Ich nähe mir also einen Sitzkissenbezug

1. Stoffwahl

Gewiss kann jeder in diesen Punkt so viel Zeit, Gedanken und Energie reinstecken, wie es dem persönlichen Gusto entspricht. Ich messe ihm nicht allzu viel Bedeutung bei und suche mir aus meiner Sammelsurium-Stoffkiste ein genügend großes Stück raus, das farblich einigermaßen zu Rox passt. Warum bekommt Rox (mein Zweitlieblings-Rollstuhl) den ersten Bezug, und nicht Reiko? Keine Ahnung, irgendwo muss ich ja anfangen.

Obwohl ich es hasse, Jersey Stoff zu nähen, entscheide ich mich bei meinem ersten Versuch genau dafür. Einfach weil mir die Farbe gefällt, das Muster und weil ich Jersey sehr angenehm auf der Haut finde. An letzteres habe ich gedacht, weil ich im Sommer gerne auch mal eine kurze Hose trage.

2. Wo kommen die Nähte hin?

Eine wichtige Überlegung, weil ich natürlich keine Druckstellen von Nähten an meinem Po oder an den Oberschenkeln haben möchte. Die Sitzfläche muss auf jeden Fall also schonmal aus einem einzigen Stück Stoff bestehen. Das ist auch der Grund, warum ich die Überlegung, endlich mal die vielen kleinen Stoffreste im Rahmen eines Patchwork-Stückes zu verarbeiten, sofort wieder verworfen habe.

Wichtig: Der Sitzkissenbezug sollte genau passen. Die Dekubitus-Gefahr ist zwar um ein Vielfaches geringer, wenn man so wie ich, ab und zu zwischendurch mal noch aufstehen kann. Aber auch wenn man nicht 24/7 in dem Ding sitzt, sollten Falten auf jeden Fall vermieden werden.

3. Schnittmuster erstellen

Schnittmuster erstellen Sitzkissenbezug
Schnittmuster für den Teil des Kissenbezugs, der nachher unten liegt

Ich habe mich dazu entschlossen, 2 fast gleiche Teile für oben und unten auszuschneiden. Fast gleich, weil ich das obere Sitzflächenteil hinten etwa 10 Zentimeter länger gelassen habe, damit ich es bis nach unten umschlagen kann.

Der zweite Teil meines Schnittmusters besteht aus einem zweigeteilten Band, welches Ober-und Unterteil an 3 Seiten miteinander verbindet. Nur hinten lasse ich offen, da werde ich nachher das länger gelassene Sitzflächenoberteil drüber schlagen und an der Unterseite befestigen. Ich denke, so kriege ich die Form meines Jay Easy Visco Sitzkissens ganz gut hin.

Eine Hälfte des Bandes, das Ober- und Unterteil miteinander verbindet

Die Form meines Schnittmusters versuche ich so genau wie möglich an die Form meines Sitzkissens anzupassen. Dazu hefte ich wenig professionell, dafür maximal improvisiert, mehrere DIN A4 Blätter aneinander. Anschließend lege ich das Kissen mit den benötigten Seiten nacheinander auf´s Papier und zeichne ganz unspektakulär mit einem Bleistift möglichst akkurat drumherum.

4. Zuschneiden

Mein fachmännisch hergestelltes Schnittmuster hefte ich nun an den Stoff und schneide die einzelnen Teile aus. Am Ende habe ich 4 einzelne, fertig zugeschnittene Stoffstücke vor mir liegen.

5. Nähen

Das Nähen werde ich an dieser Stelle nicht näher beschreiben. Für die Näherfahrenen von euch wäre das eh überflüssig, ihr werdet schon wissen, dass man die Teile rechts auf rechts zusammensteckt und näht. Auch Nadel, Garn und Nahtart, könnt ihr sicherlich selbst bestimmen. Was ich an diesem Projekt ganz nett finde ist, dass ich auf keine Wendeöffnung achten muss, weil der Sitzkissenbezug hinten ja offen ist.

6. Nähprojekt abschließen

Sitzkissenbezug von unten

Das etwas längere Oberteil, an dem ich 3 einfache Gummibänder festgenäht habe, ziehe ich über die hintere Kante und befestige sie mit 3 Knöpfen an der Unterseite.

Im Vorfeld hatte ich überlegt, in der Mitte der Unterseite einen etwas größeren Ausschnitt zu machen, so dass der Klettverschluss des Kissens frei liegt. Wie ihr seht, habe ich mich dagegen entschieden.

Meine Befürchtungen, das Kissen könnte beim Fahren hin und her rutschen, wenn es nicht mit dem werkseitig ausgestatteten Klettverschluss am Rollstuhl fixiert ist, wurden nicht bestätigt. Bis jetzt ist mir diesbezüglich nichts negatives aufgefallen.

Warum ich bunte Knöpfe gewählt habe? Diese Frage beantworte ich einfach mit einer Gegenfrage: „Warum nicht?“ Ich mag kleine Besonderheiten. Und heute bekommt mein Bezug als kleine Besonderheit einfach 3 kleine, verschiedenfarbige Knöpfe.

Fertig ist der neue Sitzkissenbezug für meinen Rollstuhl

Wie gesagt, ich bin keine professionelle Schneiderin. Und einiges hätte man mit Sicherheit schöner, besser, genauer machen können. ABER:

  1. Ich hab´s selbst gemacht.
  2. Ich find´s gut.
  3. Ich bin stolz drauf.

Jetzt kann ich reinschwitzen, reinpupsen, was auch immer. Das Kissen selbst wird natürlich trotzdem irgendwann ausgewechselt werden müssen. Aber den Bezug kann ich jetzt einfach abziehen und waschen.

Und wenn ich demnächst irgendwann wieder genug Kapazitäten habe, bekommt im ersten Schritt auch Reiko einen Bezug. Und im zweiten, dritten, vierten Schritt beide Rollstühle noch ein paar alternative Muster zum Wechseln. Ich bin mir sicher, die Stoffkiste wird noch genug hergeben.

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