Ich baue eine Lego-Rampe

Ich baue eine Lego-Rampe

Zu der Idee, eine Lego-Rampe zu bauen

Kindheitserinnerungen an eine Lego-Rampe? Nicht wirklich. Also nicht zu der Rampe. Zu den schönen bunten Legosteinchen schon eher.

Der ein oder andere von euch wird – wenn er weiterliest – schmunzeln oder denken: „JA! Genauso ist es bei uns auch!“ Es wird wohl kaum ein Elternhaus geben, in dem das alte Kinderzimmer/der Dachboden/der Keller nicht auch Jahre nach dem Auszug der Kinder noch deren Schätze zu Tage fördert. Schätze, die teilweise schon in Vergessenheit geraten sind, teilweise bei den Eltern aber auch einfach in unantastbarer Sicherheit gewähnt werden.

Aber was, wenn das Haus im Alter zu groß wird? Kurz nach dem Entschluss, es zu verkaufen, bittet eure Mutter euch dann vielleicht darum, irgendwann mal alles durchzuschauen, was sich von euch noch darin befindet. Wenn ihr Glück habt, hat sie schon sehr viel vorgearbeitet. Dann findet ihr all eure zurückgelassenen Besitztümer schon vorsortiert in einem einzigen Raum vor und ihr müsst nur noch entscheiden, was ihr mit dem ganzen Kram machen wollt. „Nur noch“, ich weiß. Lach.

Um mit Vernunft an diese Mammutaufgabe ranzugehen, teile ich den Raum in verschiedene Zonen auf. Je nachdem, was mit den Sachen passieren soll. Zone 1 (die ganze hintere Wand entlang) füllt sich recht schnell. Hier landet alles, was weg kann. Sortiert in Müllsäcken und Kisten, bereit zum Abtransport in Richtung Wertstoffhof.

Auch in Zone 2 (links vom Fenster) stapeln sich mittlerweile die Kisten. Wie soll das bloß alles ins Auto passen? Aber selbst nach erneutem Aussortieren ist hier nichts mehr zum Entsorgen dabei. Nur noch Dinge, die ich mitnehmen will. Entweder weil ich sie als Andenken behalten möchte oder weil ich sie noch brauchen kann.

Und dann fällt mein Blick auf einen roten Koffer. Ich bin mir ziemlich sicher, dass in diesem Moment die berühmten Herzchen in meinen Augen zu sehen sind.

Lego-Koffer

Meine Mama lacht. „Du überlegst nicht gerade ernsthaft, ob du noch mit den Legos spielst? Rosalie, mein Jäger und Sammler“. Noch mehr Lachen.

„Lass das, Mama. Das sind meine Legos. Das war mein Lieblingsspielzeug. Die kann ich nicht einfach so hergeben.“

„Ja, ich weiß, alles war dein Lieblingsspielzeug. Hier, ich zeige dir, wo die hinkommen“. Sie nimmt den Koffer und stellt ihn in Zone Nummer 3, rechts vom Fenster. Dahin, wo ich die Sachen zum Verschenken, Weitergeben und Spenden gesammelt habe.

Ich weiß, dass sie Recht hat. Zum Wegschmeißen sind die bunten Kult-Steinchen natürlich viel zu schade. Sie zuliebe der Sentimentalität zu behalten (wozu mir mein erster Impuls mit einer unverschämten Selbstverständlichkeit geraten hat) wäre unnötig, platzfressend und verschwenderisch. Sie sind schließlich noch gut und sollten unbedingt irgendwo noch einmal Freude machen.

Anderen eine Freude zu machen wäre die eine Option. Die andere Option bin ich selbst. Ich habe mich entschieden. Ich kann selbst noch etwas mit den Legosteinen anfangen. Ich werde etwas bauen. Etwas nützliches, was ich schon öfter gesehen habe. Etwas, was mir selbst eine Freude bereiten wird. Ich baue eine Lego-Rampe. „Mama, stell den Koffer bitte wieder nach links. Zu den Sachen, die ich mitnehme.“

Naja, eine Rampe aus bunten Klemmbausteinen zur Überwindung von Barrieren zu bauen, ist bekanntlich nicht meinem eigenen Grips entsprungen. Ob die ursprüngliche Inspiration tatsächlich von ihr stammt, kann ich ohne ausführliche Recherchen nicht sagen, aber auf jeden Fall ist die Lego-Oma Rita Ebel aus Hanau die bekannteste Person, die mit dem Bau der farbenfrohen Behelfsrampen in Verbindung gebracht wird.

Egal. Der Einfall heute, mein Spielzeug aus Kindertagen noch ein letztes Mal zu bespielen, ist trotzdem meine Idee. Und am Ende dieser Idee, am Ende der letzten Bebauung wird ein Hilfsmittel rauskommen, welches die Wege in unserem Garten für mich und den Rollstuhl befahrbar machen wird.

Vorbereitungen für den Bau meiner Lego-Rampe

Was macht man in der heutigen Zeit viel zu oft, wenn man ein Vorhaben plant? Klar: Man lässt erstmal NICHT die eigene Kreativität toben, sondern befragt zunächst einmal Suchmaschinen und schaut sich auf bekannten Ideen-Plattformen an, was es zu diesem Thema alles schon gibt. Ganz nach dem Motto: Warum das Rad neu erfinden?

Selbstverständlich stoße auch ich im Netz schnell auf Anleitungen, Baupläne und Tipps für meine geplante Lego-Rampe. Ein paar Bauanleitungen findet ihr beispielsweise hier:

Ich schaue mir die verschiedenen Anleitungen kurz an, entschließe mich dann aber relativ zügig dazu, ohne vorgefertigten Bauplan zu arbeiten. Ich möchte lieber selbst ausprobieren, tüfteln und rausfinden, wie es am besten funktioniert.

Wir waren zwar nicht schlecht ausgestattet als Kinder, für eine ganze Rampe werden die vorhandenen, selbst bespielten Steinchen trotzdem nicht reichen. Deshalb stocke ich meinen Vorrat mit Hilfe von Online-Auktionshäusern und Second-Hand-Börsen großzügig auf. Ob die geschätzte Menge wirklich so großzügig bemessen war, wird sich noch zeigen.

Zwischenzeitig heißt es warten. Denn ein Termin für den Baubeginn kann erst festgelegt werden, wenn alle benötigten Materialen vorhanden sind. Vielen macht das bestimmt nichts aus, mir allerdings krampft sich innerlich alles zusammen, wenn ich daran denke, mit einem Projekt zu starten und mittendrin zu merken, dass mir das Arbeitsmaterial ausgeht.

Zur Überbrückung und um während der Tage des Wartens nicht die Motivation zu verlieren, schaue ich mir die Situation im Garten nochmal genauer an. Wenn mein Plan aufgeht, sollen hier perspektivisch insgesamt 5 Lego-Rampen den Außenbereich für mich befahrbar machen. Nebenbei sollen die vielen bunten Steinchen das grau-triste Gesamtbild etwas aufhübschen.

Aber ein Schritt nach dem anderen. Mit Metermaß, Stift und Papier bewaffnet, entscheide ich mich für die Stufe, die für den Prototypen herhalten muss.

Meine Rampe soll 7 Zentimeter hoch und 80 Zentimeter breit werden. Und sie soll einen 7 Zentimeter breiten Spalt zur Terassentür-Schwelle überbrücken, so dass ich mich für einen „Überhang“ entscheide, der auf der Stufe aufliegen und bis an die Terassentür heranreichen soll.

Ausführung / Bau meiner Lego-Rampe

Baubeginn

Da ich ohne richtigen Plan arbeite, brauche ich zuerst ein Muster/eine Schablone. Ob das jetzt wirklich ultra wichtig, unerlässlich und überlebensnotwendig ist, lasse ich mal offen. Aber ich mag Schablonen, und deshalb brauche ich auch eine.

Das Ergebnis meiner etwa einstündigen Rumprobiererei ist ein schmaler Streifen, an dem ich noch einmal kontrolliere, ob die Maße mit denen zuvor an der Stufe genommenen zusammen passen. Den Grund dafür, warum das Messen heute weitaus unprofessioneller und ungenauer ausfällt als man das von mir gewohnt ist, suche ich in der Tatsache, dass ich es einfach nicht erwarten kann, endlich richtig loszulegen. Außerdem soll mir die Vorlage lediglich als grobe Orientierung dienen. Und schließlich verbietet mir ja auch niemand, später noch Anpassungen und Optimierungen vorzunehmen.

Deshalb beschließe ich, dass das so schon passen wird.

Muster/Schablone aus Lego

Ich versuche darauf zu achten, keine Abschnitte mit zu großen Steigungen zu erzeugen. Bei der Praxistestung wird sich später jedoch herausstellen, dass mir das mit den schrägen Duplo-Steinen nicht gelungen ist. Bei meiner ersten Rampe sind die nun leider nicht mehr austauschbar und sie ist auch nicht absolut unbezwingbar. Für jeden weiteren Bau einer Lego-Rampe würde ich allerdings von diesen Steinen abraten.

schräge Duplo-Steine

Lego Grundbauplatten

Für die Unterkonstruktion wähle ich 6 Grundbauplatten à 16×32 Noppen, sodass ich meiner gewünschten Breite mit den insgesamt 96 (6×16) Noppen sehr nahe komme.

Da ich „nur“ 7 Zentimeter Höhe ausgleichen muss, reichen auch die 32 Noppen in der Tiefe aus, um bei der Schräge letztlich eine noch gut zu bewältigende Steigung zu erhalten. So etwas sollte man bei jedem Bau unbedingt vorher ausrechnen. Denn wenn die Steigung zu groß ist, ist die ganze Rampe am Ende nutzlos.

Es ist nicht zu erwarten, dass das mit den Plattengrößen immer so genau passt. Das ist allerdings überhaupt kein Problem. Wenn ihr ausgemessen habt, wie viel ihr braucht, könnt ihr die Platten einfach mit einem scharfen Cuttermesser an einem Lineal vorbei anreißen. Dann lassen sie sich ganz leicht an der vorgegebenen Sollbruchstelle umknicken und brechen. Bei meinen Versuchen ergab sich eine erstaunlich gerade und exakte Kante.

Angefangen bei Steinchen Nummer 1, über Reihe Nummer 1, arbeite ich mich Schritt für Schritt vor. Mit viel Geduld und noch mehr Freude auf das irgendwann fertige Endprodukt, versinke ich in der bunten Bausteinwelt. In den kommenden 2 Wochen stecke ich jede freie Minute und jede verfügbare Kraft in mein Bauvorhaben.

Ach ja: Ein wesentlicher Unterschied zu den Lego-Projekten meiner Kindheit besteht darin, dass ich die Steine nicht nur zusammenstecke, sondern jedes einzelne unwiederbringlich an seinem Platz festklebe.

Steinchen Nummer 1

Reihe Nummer 1

Lego-Rampe Reihe Nummer 3

Bau der Lego-Rampe

fertige Rampe

Meine persönlichen Tipps für den Bau einer Lego-Rampe

Tipp 1:

Benutzt unbedingt einen Gummihammer/Schonhammer. Am Anfang ist das kaum vorstellbar, aber spätestens nach ein paar hundert Legos werden eure Finger weh tun. Die ersten beiden Tage habe ich es noch geschafft, das erfolgreich zu ignorieren. Am dritten Tag wollte ich einen Einkaufszettel schreiben und konnte nicht mal mehr den Stift halten.

fast fertige Lego-Rampe

Tipp 2:

Achtet darauf, die Lego-Steine richtig ineinander zu verkeilen. Sitzt auf einer der unteren Ebenen auch nur ein einziges Steinchen nicht richtig, wird es nach oben hin immer schwieriger bis teilweise unmöglich, noch Steinchen draufzusetzen.

Tipp 3:

Heißkleber ist suboptimal. Warum? Weil er einfach zu schnell trocknet. Teilweise gerät man richtig unter Stress, wenn nicht direkt alles an Ort und Stelle sitzt. Ist der Heißkleber erstmal fest geworden, bekommt man ihn nicht mehr so einfach weg. Die Puhlerei und Schnitzerei mit Cutter und Nadel möchte ich euch mit diesem Tipp gerne ersparen. Für die nächste Rampe werde ich es wahrscheinlich mit „normalem“ Alleskleber oder so versuchen. Auf jeden Fall mit etwas, was nicht ganz so schnell aushärtet.

Tipp 4:

Im Inneren könnt ihr größere Duplo-Steine verbauen, das spart viele kleine Lego-Steine. Für die oberste Schicht – die dann auch tatsächlich befahren wird – empfehle ich aber ausschließlich die kleinen, normalen Legosteine.

Rampe mit Duplo-Steinen

Tipp 5:

Achtet unbedingt darauf, die Steine im Verbund richtig übereinander zu setzen. Also keine Kanten auf Kanten, sondern immer schön versetzt. Nur so erreicht ihr die benötigte Stabilität. Schließlich muss das Teil in der Praxis nicht geringen Kräften standhalten. Und um nach ein paar Wochen kaputt zu gehen, ist es dann doch zu viel Arbeit.

Tipp 6:

Unterschätzt nicht die Menge der Steine, die ihr braucht. In meiner Rampe habe ich insgesamt mehr als 3000 Lego- und Duplosteine verbaut.

Tipp 7:

Auch die Menge an Kleber übersteigt wahrscheinlich eure erste Einschätzung. Dies hängt vermutlich aber auch nicht unwesentlich davon ab, wie ihr den Kleber einsetzt. Ich habe jeden einzelnen Lego-Stein von unten betupft. Aus dem bereits erwähnten Grund der schnellen Aushärtung. Wenn man ihn flächenweise auf die zu bestückende Fläche auftragen kann, benötigt man vielleicht gar nicht so viel. Das teste ich beim nächsten Mal.

Fazit zum Bau meiner Lego-Rampe

fertige Lego-Rampe

Um einen besseren Halt an Ort und Stelle zu gewährleisten, habe ich die Unterseite der Rampe nach der ersten Praxistestung noch mit Moosgummi beklebt. Jetzt verrutscht nichts mehr und ich bin vollkommen zufrieden mit dem Ergebnis. Außerdem seht ihr auf dem Foto, dass ich das improvisierte Holzbrett zur Überbrückung der mittleren Vertiefung durch ein Lego-Brett ersetzt habe. Sieht einfach schöner aus. 🙂

Das war sicher nicht meine letzte Lego-Rampe. Tatsächlich ist die zweite Rampe bereits in Planung. Bis es so weit ist, werde ich meinen wiederentdeckten Lego-Enthusiasmus anderweitig füttern. Nächste Woche steht nämlich ein Besuch im Legoland in Billund (Dänemark) auf dem Programm. Ich werde berichten…

One thought on “Ich baue eine Lego-Rampe

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